Blutsbrüder

Blutsbrüder
Unsere Freundschaft in Liberia
Michael Jentzsch / Benjamin Kwato Zahn
Verlag Bastei Lübbe

Es ist so ein eindrückliches Buch, dass ich es nicht in einem Zug durchlesen konnte. Nicht weil die Spannung fehlte, sondern weil ich zwischendurch Luft holen musste. Was diese beiden Jungs durchlebten – vor allem Ben – war zum Teil so krass, dass es mich körperlich und seelisch schmerzte. Dass es nicht aufhört mit solchen Gräueln, dass nichts daraus gelernt wird und es immer wieder neue Hetzkampagnen gegen jedes und alles gibt, die dann erneut in einem solchen Elend für die Einzelnen gipfeln, ist manchmal unvorstellbar und doch traurige Tatsache.

In dem Buch wird keine Effekthascherei betrieben. Es ist eine spannend geschriebene Biographie einer Freundschaft in Liberia zwischen einem Weissen und einem Schwarzen. Zusätzlich vermittelt es interessante Informationen zu Afrika. Es geht näher als die Zahlen der Opfer in den Nachrichten. Es wird durch die Art und Weise, wie das Buch geschrieben wurde, persönlich erfassbar.

Aber leider gibt es solche Dinge nicht nur dort. Es passiert auch Manches in unserer unmittelbaren Umgebung. Immer dann, wenn Gruppen und Ideologien denken, nur sie wären Massstab und alle anderen müssten unbedingt bekämpft werden. Absurd. Alle haben die Berechtigung zu leben, in der eigenen Mentalität. Nur weil etwas nicht bekannt ist, nicht verstanden wird, nicht gewohnt ist, gibt es keinen Grund darauf herunter zu schauen oder es zu verteufeln. Jeder hat das Recht, seinen Weg zu finden und zu gehen. In Freiheit. Doch die eigene Freiheit hat dort eine Grenze, wo die des Mitmenschen anfängt. Dort wo einer dem anderen Schaden zufügt.

Was spielen Länder, Hautfarben und Religionen eine so grosse Rolle. Das hat keine Bedeutung, wenn Miteinander und Menschlichkeit dabei auf der Strecke bleibt. Was bedeuten Verfassung und Demokratie, wenn keiner mehr durch den Paragraphenwald hindurch ein Schicksal sieht und mit gesundem Menschenverstand handelt. Nichts. Fangen wir an, einander in Frieden zu akzeptieren und an einer besseren Welt zu bauen. Miteinander und nicht gegeneinander. Ich befürchte, es wird nicht dazu kommen.

Aber das Buch erzeugt nicht nur diese Gedanken in mir. Wie Freundschaft Brücken schaffen kann, zeigt dieses Buch gut geschrieben ebenfalls. Ist darin Hoffnung?

Esther Grünig-Schöni

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